Andalusien Reise 2022 Reiseberichte

Sacromonte

Die wunderbare Stadt Granada hat außer der Alhambra noch sehr viel mehr zu bieten. Deshalb sind wir zwei Tage nach unserem Alhambra- Besuch noch einmal mit dem Bus dorthin gefahren.

Granada liegt wunderschön am Rand der Sierra Nevada mit Blick auf die schneebedeckten Gipfel. Die verschiedenen alten Stadtviertel ziehen sich an mehreren Hängen die Hügel hinauf. Der neuere Teil der Stadt liegt am Fuße der Hügel auf einer Hochebene.

Wir schauen uns heute den etwas außerhalb gelegenen Stadtteil Sacromonte an. Wir steigen an der Endhaltestelle des Linienbusses aus, schlendern durch ein paar Gassen zu der Plaza Nueva, wo wir in einen Kleinbus einsteigen, mit dem wir den „Heiligen Berg“ sehr weit hinauf fahren. Von der letzten Haltestelle aus wandern wir zu Fuß noch weiter den Hügel hinauf zur der Abadia del Sacromonte, eine im 17. Jahrhundert errichtete Abtei, die den Endpunkt dieses Viertels bildet.

Die Abtei wurde erbaut, um die auf diesem Berg gefundenen Reliquien der Märtyrer Cecilo, Hiscio und Tesifonte aufzubewahren und zu verehren. Deshalb heißt das Barrio (Viertel) auch Sacromonte (heiliger Berg).

Nun wandern wir langsam den heiligen Berg hinunter und zurück in Richtung Granada. Dabei schauen wir uns das Höhlenviertel an. Die Besonderheit des Sacromonte- Stadtviertels ist nämlich, das hier sämtliche „Häuser“ Höhlenwohnungen sind.

Das Viertel entstand nach dem Ende der Maurenherrschaft, nach der Reconquista (der Rückeroberung durch die Christen). Weil die Mauren sehr liberal und tolerant waren, konnten unter ihrer Herrschaft die Muslime, Juden, Christen und Zigeuner friedlich zusammen leben. Nachdem die Christen wieder das Sagen hatten wurde das anders. Juden und Zigeuner, sowie die zum christlichen Glauben konvertierten Mauren wurden ausgegrenzt und hatten keine Rechte mehr. Deshalb fingen sie an sich außerhalb der Stadtmauern an den Hängen des Sacromonte Höhlen in die Felsen zu graben, um dort zu wohnen.

Diese Höhlenwohnungen waren bis 1963 ständig bewohnt, hauptsächlich von Zigeunern. Nach sechs Wochen andauerndem Starkregen, bei dem Teile des Hügels weggeschwemmt wurden, musste das ganze Viertel geräumt werden. Den Bewohnern wurde danach nicht mehr erlaubt dorthin zurück zu gehen.

Erst in den 2000er Jahren fing man an, das Höhlenviertel teilweise zu renovieren und die „Häuser“ wieder aufzubauen. Mittlerweile wohnen ca. 2000 Menschen dort. Es gibt einige Bars, Restaurants und Pensionen. Viele der modernen Höhlenwohnungen haben einen Vorbau, aber die eigentlichen Wohnräume sind wie früher in den Höhlen. Es gibt eine Straße am unteren Ende des Viertels, ansonsten nur Treppen oder kleine Pfade.

Da man den Leuten ja nicht einfach so in die Höhlen gucken kann, haben wir uns ein Höhlenmuseum angeschaut. Dort wurden alte aufgegebene Höhlen renoviert und mit den früher gebräuchlichen Alltagsgegenständen dekoriert. So gewinnt man eine Vorstellung davon wie die Menschen hier gelebt haben.

Die Wände werden mit gebranntem Kalk getüncht, weil der das Sonnenlicht reflektiert und die Räume kühl hält. Gleichzeitig hilft er auch Ungeziefer und Schimmel fernzuhalten.

Wir werden sicherlich auf einer unserer künftigen Reisen nach Granada zurückkehren, denn hier gibt es noch viel mehr zu entdecken.

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