Gortyn
Unsere heutige Mopedfahrt führt uns zur Ausgrabungsstätte der antiken Stadt Gortyn.
Wir fahren natürlich wieder eine weite Schleife (der direkte, schnellste Weg bringt ja nicht soviel Fahrspaß). Auf dieser Route kommen wir am Eingang der Kamaro Schlucht vorbei, die man nur mit Kletterausrüstung begehen kann, sie ist 5 km lang und überwindet 800 Höhenmeter (am oberen Ende liegt jetzt im Winter Schnee).
Ein paar Kilometer weiter biegen wir kurz zum Vrontissiou Kloster ab. Hier schauen wir uns neben der Klosteranlage auch eine uralte Platane und einen schönen Brunnen an. Während der deutschen Besatzung Kretas von 1941 bis 1944 fanden im Kloster viele Widerstandskämpfer Unterschlupf.
Nun geht es aber weiter nach Gortyn. Das war einst eine kleine minoische Siedlung (von den Minoern habt ihr schon im letzten Beitrag einiges gelesen). Im Jahr 69 v. Chr. machten die Römer Gortyn zur kretischen Hauptstadt. Unter der römischen Herrschaft entwickelte es sich zu einer großen prächtigen Stadt.
Im Jahr 59 n. Chr. predigte der Apostel Paulus in dieser Gegend und gründete in Gortyn eine christliche Gemeinde. Der heilige Titus, ein Schüler von Paulus, wurde der erste Bischof auf Kreta.
Nach der Eroberung durch die Araber 828 n. Chr. wurde die Stadt von ihren Bewohnern verlassen. Sie verfiel zusehends und wurde erst 1881 von italienischen Archäologen entdeckt und ausgegraben.
Dabei fand man im römischen Odeion (Theater) den ältesten Gesetzeskodex Europas. Er stammt aus dem 5. Jahrhundert vor Christus und enthält alle für das Zusammenleben wichtigen Gesetze, wie z.B. Ehe- und Familienrecht. Diese Gesetze sind erstaunlicherweise sehr liberal und demokratisch. Der Text ist in einem altdorischen Dialekt (frühgriechisches Alphabet) verfasst. Die aus 42 Steinblöcken zusammengesetzte Inschrift befand sich ursprünglich (in der hellenistischen Zeit) an der Wand eines öffentlichen Gebäudes. Erhalten sind noch 12 Blöcke, die Teil eines griechischen Gebäudes waren, das in römischer Zeit in den Bau des Odeions einbezogen wurde.
Titus Basilika
Römisches Odeion mit Gesetzestafeln
Wir sind tief ergriffen und emotional sehr berührt auf unserem stillen und einsamen Rundgang durch diese geschichtliche Stätte (wir sind tatsächlich die einzigen Besucher).
Eine kleine Bergwanderung
Wir müssen unbedingt noch ein paar Fotos von einer Bergwanderung die wir vor zwei Tagen gemacht haben nachreichen. Diese Wanderung konnten wir vom Campingplatz aus starten. Sie führte uns auf einen ca. 300 m hohen Hügel mit einem Aussichtspunkt. Da wir nicht denselben Weg wieder hinunter marschieren wollten suchten wir uns auf eigene Faust einen Weg durch die Macchia. Das war zum Teil etwas abenteuerlich, vor allem als es in einer steilen, vom Regenwasser geschaffenen, Rinne abwärts ging. Zum Glück trafen wir irgendwann wieder auf einen gut begehbaren Weg.
Der Weg nach oben:
Der Weg nach unten:
Aussicht:
Unterwegs entdeckte Pflanzen:
Eine Höhle: